Die Krone meiner Heimat

Published by Walter Spitzenstätter on

Die Besteigung aller Grenzgipfel von Tirol
beendet am 13. August 2015

Zu meinem 75. Geburtstag wollte ich versuchen ein wohl einzigartiges bergsteigerisches Projekt abzuschließen. In der Grenzlinie, die meine Heimat Nordtirol umgibt und fast durchgehend aus Berggipfeln besteht, sehe ich nicht nur eine Einfriedung des Bundeslandes durch die Gebirgsketten, sondern vor allem in jedem einzelnen Gipfel ein lohnendes Ziel für jeden bergbegeisterten Tiroler, der diese Grenzgipfel so wie ich, wie die strahlenden Zacken einer Krone empfindet, die unsere Heimat trägt.

Alle diese Gipfel zu ersteigen ist eine Idee, die nicht plötzlich auftaucht, sondern langsam reifen muss, sollte sie Aussicht auf Erfolg beinhalten. Im Laufe eines Bergsteigerlebens, bei dem alle Disziplinen des Alpinismus zum  Zuge kommen, ergibt es sich automatisch, dass immer mehr verschiedene Gipfel erreicht werden und man immer wieder Freude daran verspürt, wenn man einen bislang noch unbekannten Berg besteigen konnte.

Dieses Ideal, möglichst viele Gebiete und möglichst immer wieder neue Gipfel kennenzulernen, habe ich schon seit frühester Jugend verfolgt, was auch im Kreise meiner Kameraden, der Gipfelstürmer, nicht verborgen blieb.

Entstehung der Gipfelliste:

Irgendwann einmal tauchte die Frage auf: „Wie viele Gipfel gibt es in Tirol?“ Ausgerechnet an mich wurde diese Frage gestellt, weil man der Überzeugung war, wenn das jemand wissen kann, dann ist das der Spitz . . .  Tatsächlich habe ich mich aber bislang noch nie mit dieser Frage auseinander gesetzt, was aber nicht bedeutet, dass mich dieses Thema nicht interessiert hätte. Im Gegenteil, die Vorschusslorbeeren – ich würde das schon herausfinden – haben mich voll motiviert und so bin ich in der Folge daran gegangen, überall dort nachzufragen, wo man eine Antwort darauf zu erhalten, erhoffen konnte.

Weder beim Alpenverein noch bei den Kartografen, noch bei der Landesregierung konnte ich jemanden ausfindig machen, der mir in dieser Frage Auskunft geben hätte können. Ein sehr nettes Gespräch mit dem damaligen Landeshauptmann Wendelin Weingartner, bestätigte schließlich, dass bis jetzt noch niemand im Land Tirol die Frage untersucht hat, wie viele Gipfel unser Heimatland besitzt. Natürlich gibt es die Alpenvereinsführer, in denen alle Gipfel der verschiedenen Gebirgsgruppen aufgezählt und beschrieben sind, es gibt auch genügend genaues Kartenmaterial, auf dem alle Gipfel Tirols verzeichnet sind – allein es gibt keine Aufstellung, wo alle Gipfel erfasst wären. Genau dieses Manko auszubessern hat meinen Ehrgeiz geweckt und so habe ich mich daran gemacht alle Gipfel von Tirol in einer Liste zu erfassen. Nicht ahnend welch Riesenaufwand und welch ungeahnte Folgen dieses  Unterfangen haben würde.

Durch die Gespräche mit den Fachleuten wurde auch bald klar warum es die gesuchte Aufstellung nicht gab. Das Problem liegt einfach in der Definition des Begriffes „Gipfel“. Solange nicht klar definiert ist was als zu zählender Gipfel gelten soll, solange kann es auch keine derartige Erfassung geben. Also machte ich mich daran eine vernünftige Definition zu suchen und festzulegen. Die Erklärungen des Wortes „Gipfel“ in den Wörterbüchern oder im Wikipedia gehen nicht viel weiter als „Endpunkt eines Berges“ „oder höchste Erhebung eines Gebirges“ und Ähnliches. Da bleibt immer die Frage offen, ob ein Vorgipfel, der Mittelgipfel, der westl. der östliche, der obere, der untere, der vordere etc. als eigene Gipfel zu werten sind, oder ob es immer nur um die „orografisch bedeutsamen“ Erhebungen im Gebirge gehen kann. Jedenfalls sollten bei der kompletten Erfassung aller Gipfel, Begriffe wie „zu unbedeutend“, „zu niedrig“ oder „nicht interessant“, keinen Einfluss auf die Erfassung haben, weil es sich ja um die Gesamtheit der Gipfel handeln soll und nicht um eine Auswahl nach bestimmten Qualitätskriterien.

Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich nicht umhin kann, eine genaue Definition des Begriffes „Gipfel“ festzulegen. In Kürze geht es hauptsächlich um drei Kriterien:

  1. Ein Gipfel muss vermessen sein, also eine Höhenkote besitzen
  2. Ein Gipfel muss einen Namen haben, egal ob Haupt- oder Nebengipfel
  3. Auf einem Gipfel muss es auf allen Seiten „bergab“ gehen, analog zum obersten Ende eines Berges. Vermessene und benannte Punkte in einem Gratverlauf ohne eigene Erhebung gelten nicht als Gipfel.

Als Sonderkriterium habe ich noch den Begriff „Gipfel“ für Türme und Nadeln gelten lassen, die zwar keine eigentlichen Berggestalten darstellen, wohl aber für den Kletterer von großer Bedeutung sind, wobei das Erreichen dieser „Gipfel“ oftmals wesentlich schwieriger sein kann als das Erreichen eines hohen Berges.

Categories: Bergsteigen

Walter Spitzenstätter

Walter Spitzenstätter

Walter ist als Tourenwart dafür zuständig, dass am Ende jeden Jahres die Tourentätigkeit unserer Mitglieder erfasst und archiviert wird. Dabei ist er auf den Fleiß der Kameraden angewiesen, die ihre Bergfahrten aufschreiben und als Liste abgeben sollten. Die meisten machen sich die Mühe und halten die Erfolge des Jahres fest, damit auch unsere Nachkommen noch erfahren können was in unserer Zeit im alpinen Bereich geschehen ist.